Schafhausen im Berner Emmental hat zwar ein F weniger, dafür aber währschaftes Essen, ein noch währschafteres Asylanten-Problem und gratis Likör-Shots.

Es sieht aus wie ein Schreibfehler, wenn im Zug auf der Anzeige das Wort «Schafhausen» eingeblendet wird. Erreichbar via Bern, nur grob drei Stunden entfernt von seiner grossen Schwester mit den zwei F. Auf dieses Detail kann es durchaus ankommen, wie unwissende TouristInnen regelmässig am eigenen Leib erfahren. Nicht selten kommt es vor, dass sie den weiten Weg ins Berner Emmental auf sich nehmen, um auf der Suche nach dem Rheinfall auszusteigen – und dort zwar passenderweise Schafe, aber keinen Munot vorfinden. «Wir erkennen die Verirrten jeweils daran, dass sie etwas verloren gen Bach wandern, auf der Suche nach dem Rheinfall», erzählt eine Schafhauserin.

Das Gewerbe erhält Aufschwung
Eines der stattlichsten Gebäude Schafhausens ist das Schulhaus, das seit zwei Jahren nicht mehr genutzt wird. Künftig sollen 150 Asylsuchende hier untergebracht werden. Also ebenso viele, wie es SchafhauserInnen gibt. Und 50 mal mehr, als es Schafe hat.
«Die Asylanten müssen doch auch irgendwo leben», sagt der Bayer, ein gutmütig ruppiger Mann, der in Schafhausen dadurch bekannt ist, dass er erstens nicht hier geboren wurde und zweitens Vater des hier ansässigen Schweizer Dachdecker-Meisters ist. Der Bayer weist darauf hin, dass die Gemeinde von der Renovation des Gebäudes profitiert; eine nötige Investition. Im vergangenen Jahrzehnt serbelten die Dorflädeli eins nach dem anderen dahin. Heute gibt es noch einen Coiffeur und einen Dekoladen; gewissermassen also ein Pendant zur Schaffhauser Webergasse.
Als die Lappis ein paar Schritte ins Dorf wagen, prangt da eine eindrückliche Tierstatue: Die Vorderhufen in der Luft, erinnert es an den goldhödigen Bock beim Allerheiligen. Allerdings ist es ein Pferd, ein Rössli vielmehr. Es gehört zum gleichnamigen Gasthaus. Hier befindet sich das pulsierende Zentrum des Dorfes, Kerze, Fassbeiz und Schäferei in einem, denn hier wird gejasst, Musik gehört und gegessen. Und wie hier gegessen wird! Die Lappis bestellen währschafte Herbstteller, die «Waudmannli» und «Beerefroueli» im Namen tragen.


Besitzer des Landgasthofs «zum Rössli» ist schon seit ungefähr tausend Jahren Fritz Schweizer. Er verrät dem Lappi-Rechercheteam: Unter dem Restaurant ist eine Bar, «da gehen auch die Jungen hin», da treffen sich die Coolen Schafhausens jeden Abend – Bahnhofhänger hat's nämlich keine. Für die drei Journalistinnen werden die Tore der Schafhauser Underground-Beiz ausnahmsweise bei Tageslicht geöffnet, und siehe da: eine überraschend ansprechende Bar! Als Fritz den Backstage-Bereich aufschliesst, hängt da ausserdem, als wär's das Normalste der Welt, ein Schafhauser Erotikkalender. Genau, Schaffhausen: Unsere kleine Schwester hat einen Erotikkalender, und wir nicht.
Nur Minuten später kriegt das Lappi-Trio je einen Likör-Shot in die Hand gedrückt, zwar nicht aus Bern, sondern Italien, aber das ist gerade ein bisschen egal. Runter damit. In Schaffhausen verschenkt ein älterer Mann Lollis, in Schafhausen sind es Likör-Shots.
Wir haben Nachholbedarf
Die Parallelen zu unserer Munotstadt werden auch bei einem Blick auf die Landkarte ersichtlich: Tatsächlich gibt’s gleich neben Schafhausen ein Neuhaus und in der Nähe ausserdem eine Ortschaft namens Herbligen. Mind blown!
Nach eingehender Recherche und Besichtigung (samt obligatem Selfie mit den drei Schafhauser Schafen) ist sich das Lappiteam sicher: Schaffhausen muss mächtig was nachholen. Als Erstes brauchen wir einen stadteigenen Erotikkalender. Ein Heim für Asylsuchende, deren Zahl die BewohnerInnenschaft der Stadt verdoppelt, kann bestimmt auch nicht schaden – und Likör-Shot sticht Schleckstengel! Einzig das zweite F behalten wir. Die Anzeige im Zug sieht auch auf der Heimfahrt noch aus wie ein Schreibfehler.


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